Rückblick: Cinderella ist ein vorhersehbares, aber entzückendes Musical

Ein neuer Tag, ein neues Aschenputtel. Wie viele Interpretationen brauchen wir, um zu sehen, wie dieses oft adaptierte Volksmärchen immer und immer wieder erzählt wird? Disneys gleichnamiger Zeichentrick-Klassiker aus dem Jahr 1950 war zweifellos der beliebteste von allen, und seither haben viele Filmemacher ihre eigenen Versionen entwickelt, unabhängig davon, ob es sich um Zeichentrickfilme oder Realverfilmungen handelt. Es gab auch zeitgenössische Neuinterpretationen der klassischen Geschichte von Cinderella, insbesondere den Film Ever After (1998) mit Drew Barrymore in der Hauptrolle und A Cinderella Story (2004) mit Hilary Duff und Chad Michael Murray.

Im neuesten Cinderella-Film, der ab sofort bei Amazon Prime Video zum Streaming verfügbar ist, wählt Kay Cannon – bekannt für die Pitch Perfect-Trilogie – die Moulin Rouge-Route mit Nicole Kidman und Ewan McGregor in den Hauptrollen, um die klassische Geschichte in einem postfeministischen Gewand neu zu interpretieren. Die Grundlage der Geschichte bleibt jedoch dieselbe: Das titelgebende Mädchen (mit der Ausnahme, dass ihr Name hier als Ella abgekürzt wird) ist eine Außenseiterin, die ständig von ihrer bösartigen Stiefmutter (Idina Menzel) und ihren ebenso herzlosen Stiefschwestern (Maddie Baillios Malvolia und Charlotte Spencers Narissa) schikaniert wird. Sie lebt in einem Keller und ihre einzigen wahren Gefährten sind ihre geliebten Mäuse (gesprochen von James Acaster, James Corden und Romesh Ranganathan).

Lange Rede, kurzer Sinn: Ella verwandelt sich mit Hilfe einer guten Fee für eine Nacht in eine Prinzessin. Aber in der Interpretation von Cannon ist die gute Fee eine geschlechtslose Version mit dem Spitznamen Fab G, gespielt von Billy Porter. Ellas drei Mäuse verwandeln sich auf magische Weise in Lakaien, die Ella in einem wunderschönen Kleid und mit einem Paar glänzender Glasschuhe in einer Pferdekutsche eskortieren. Die Sache hat jedoch einen Haken: Die Magie hält nur bis Mitternacht an, und sie muss ihre begrenzte Zeit gut nutzen, um zu bekommen, was sie will. Und das ist, den Mann zu bekommen, den sie liebt, der sich als gutaussehender Prinz (Nicholas Galitzines Prinz Robert) entpuppt.

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In diesem modernisierten Aschenputtel ist Ella (gespielt von der Sängerin Camila Cabello) ein eigenwilliges und ehrgeiziges Mädchen, das eines Tages Schneiderin werden möchte. Außerdem glaubt sie an die Gleichberechtigung der Geschlechter: Frauen sollten ihre eigenen Geschäfte führen dürfen und die Freiheit haben, mit ihrem Leben zu machen, was sie wollen.

Und wie bereits erwähnt, bezieht sich die Moulin Rouge-Route des Films auf den Einsatz von Jukebox-Musicals, die den größten Teil der Leinwandzeit mit bekannten Pop-Hits dominieren, von der Stadtbevölkerung, die Janet Jacksons Rhythm Nation singt, bis hin zu Ella und Prince Robert, die Des’rees You Gotta Be bzw. Queens Somebody to Love zum Besten geben. An anderer Stelle schmettert Idina Menzel Madonnas Material Girl und Fab G singt die 1975er Hitsingle Shining Star von Earth, Wind & Fire. Die Lieder sind allesamt energiegeladen und schön zusammengestellt. Aber der Film ist irgendwie zu langweilig, wenn es um die ursprüngliche Leadsingle Million to One geht. Es ist nicht so, dass der Song schlecht wäre, er wiederholt sich nur unnötig, so dass Cabello in diesem Film dreimal singen muss.

Apropos Cabello: Das ehemalige Mitglied von Fifth Harmony und jetzige Solo-Sängerin hat in ihrem Schauspieldebüt in Cinderella einen guten Eindruck hinterlassen. Es hilft auch, dass sie sympathisch ist und in ihrer mutigen Rolle als Ella genau den richtigen Ton trifft. Ihr Co-Star Nicholas Galitzine schneidet als Prinz Robert weniger gut ab, da er sich stark auf sein hübsches Aussehen verlässt, um seine Rolle zu tragen. Idina Menzel spielt die böse und manchmal auch sympathische Stiefmutter mit viel Spaß. Abgerundet wird die Besetzung durch Pierce Brosnan und Minnie Driver als König Rowan bzw. Königin Beatrice und Tallulah Greive als Prinzessin Gwen – sie alle liefern in ihren jeweiligen Rollen gleichermaßen solide Leistungen ab.

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Nicht zu vergessen das Trio (James Acaster, James Corden und Romesh Ranganathan), das die Stimmen für die CG-Mäuse liefert. Anfangs hatte ich erwartet, dass sie nicht mehr als eine ablenkende komische Hilfe sind. Glücklicherweise stellte sich heraus, dass ihre Auftritte die richtige Menge an unbeschwerten und amüsanten Momenten brachten, ohne dabei zu übertreiben. Nun, bis auf eine kurze, unglaublich groteske Szene mit James Corden, die für Lacher sorgen sollte (allerdings nicht für mich) und die man besser ganz weggelassen hätte.

Aschenputtel ist außerdem mit aufwändigen Produktions- und Kostümdesigns gesegnet, während die fast zweistündige Filmdauer dank Cannons rasanter Regie wie im Fluge vergeht.

Der Film ist weit davon entfernt, ein zeitgenössischer Musical-Klassiker zu sein, und ähnelt eher dem Hugh Jackman-Darsteller The Greatest Showman. Aber selbst mit all den vertrauten Erzählsträngen, die in den meisten zeitgenössischen Versionen der klassischen Volks- und Märchenmärchen zu finden sind, bleibt Cinderella ein entzückendes Stück Live-Action-Musical, das sich zu streamen lohnt.

Bewertung: 3/5