Spencer Rezension: Ein eindringliches Porträt des tragischen Lebens von Prinzessin Diana

In Pablo Larraíns Spencer scheint Prinzessin Diana ständig in Bewegung zu sein. Sie bewegt sich zügig durch prächtige Flure, schleicht im Dunkeln über Rasenflächen und rennt über Felder. Der Film zeigt eine Diana, die verzweifelt versucht, der erdrückenden Enge der königlichen Familie zu entkommen, die sich noch enger anfühlt als sonst, weil sie mit der ganzen Familie über die Weihnachtsfeiertage in Sandringham Estate festsitzt.

Spencer sagt, es sei eine Fabel aus einer wahren Tragödie, und Larraín und Drehbuchautor Steven Knight stellen sich eine Diana vor, die hätte sein können. Es ist Dezember 1991 und die Beziehungen zwischen Diana und Charles sind angespannt, teils wegen seiner laufenden Affäre mit Camila Parker-Bowles, teils wegen der Aufmerksamkeit, die ihr von den Paparazzi und dem ganzen Land entgegengebracht wird.

Natürlich wurde Dianas Leben in letzter Zeit in The Crown und sogar in Diana gründlich untersucht: The Musical, der Bühnenshow, die auf Netflix zu sehen ist. Was Spencer von anderen Filmen unterscheidet, ist, dass er sich auf ein paar Tage konzentriert, um den Zuschauern einen Einblick in Dianas hektische Gedanken zu geben, während sie versucht, sich im königlichen Leben zurechtzufinden. Die Diana, die wir von Kristen Stewart sehen, ist nicht die sanftmütige, junge Vorschullehrerin, die Charles als seine Braut wählte, sondern eine Frau, die nach vielen Jahren in der königlichen Familie am Rande des Abgrunds steht.

Das Publikum sieht Diana zunächst auf dem Weg zum Anwesen Sandringham, wo die Familie mehrere Tage verbringen wird, um Weihnachten zu feiern. Sie hat sich entschlossen, selbst zu fahren und hat sich verfahren, was eindeutig eine Metapher dafür ist, wie sie sich in ihrem Leben insgesamt fühlt. Die Erkenntnis, dass Sandringham in der Nähe des Hauses der Familie Spencer liegt, in dem sie als Kind gelebt hat, wird sie in den nächsten Tagen verfolgen, denn sie kann sich des Wunsches nicht erwehren, in das inzwischen verfallene Haus zurückzukehren, vielleicht in der Hoffnung, dort etwas von dem Frieden zu finden, den sie einst kannte.

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Stewart gibt eine hervorragende Darstellung von Diana, die in Wahnvorstellungen versinkt, die auf der Leinwand kunstvoll inszeniert werden. Diana leidet nicht nur an Bulimie, sondern ist auch besessen von Anne Boleyn, einer anderen königlichen Frau, deren Mann eine Affäre hatte. Die Verknüpfung von Diana mit einer so tragischen Figur, die ihr Leben durch die Hand der Krone verlor, zeigt noch mehr, wie gefangen und verletzlich sie sich fühlt.

Stewart ist es nicht fremd, in der Öffentlichkeit zu stehen, und so ist es vielleicht nicht überraschend, dass sie ein so nuanciertes Porträt von Diana liefern kann. Es ist faszinierend, ihr dabei zuzusehen, wie sie völlig in ihrer Rolle verschwindet, die sich nie wie eine Imitation von Diana anfühlt, sondern wie ein vollwertiger eigener Charakter. Stewart ist in der Lage, dem Publikum allein durch ihre Augen, ihre Mimik und den Tonfall ihrer Stimme so viel mitzuteilen, dass wir völlig in ihre innere Welt eintauchen.

Diana hat es viel leichter, mit dem Personal in Kontakt zu treten als mit der königlichen Familie, von denen einige für sie eine Art Rettungsanker sind. Sally Hawkins ist hervorragend als Maggie, Dianas königliche Garderobiere, die ihr Mut macht und sie verwöhnt, wenn sie es braucht. Sean Harris porträtiert Darren McGrady, den königlichen Chefkoch, der für Diana eine ähnlich erdende Kraft ist und sie zwischen der Zubereitung üppiger, extravaganter Mahlzeiten behutsam wieder auf Kurs bringt.

Diana gerät jedoch mit dem Equerry Major Alistair Gregory, gespielt von Timothy Spall, aneinander, der mit der Aufsicht über den Urlaub beauftragt wurde. Er ist eine rätselhafte Figur, und Spall gelingt es hervorragend, die britische Steifheit darzustellen und gleichzeitig seine wechselnden Ansichten über die Prinzessin zu zeigen.

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Dianas größte Freude in ihrem Leben sind ihre Söhne William und Harry, gespielt von Jack Nielsen bzw. Freddie Spry. Stewart hat eine hervorragende Chemie mit den beiden Jungen, die bezaubernd sind, und die Szenen mit ihnen erden diesen ansonsten etwas fantastischen Film. Nielsen gelingt es jedoch hervorragend, Williams unterschwellige Ängste zu zeigen, da er die Situation aufgrund seines Alters besser versteht als sein jüngerer Bruder. Das Publikum sieht eine andere Seite Dianas mit ihren Söhnen, aber wir bekommen auch einen Einblick in den Druck, den Dianas Probleme vor allem auf William ausüben.

Neben der tadellosen Regie, dem Drehbuch und den Schauspielern ist auch die handwerkliche Arbeit in Spencer großartig. Die Kostüme von Jacqueline Durran und das Produktionsdesign von Guy Hendrix Dyas sind prächtig und bilden einen perfekten goldenen Käfig für Dianas Leben. Auch die vielen üppigen Speisen im Film lassen diese Welt des Exzesses entstehen. Die Kameraführung von Claire Mathon ist wunderschön, und der gelegentliche Einsatz einer wackeligen Handkamera trägt dazu bei, dass wir uns in Dianas bröckelnden Verstand hineinversetzen können.

Aber es ist die Filmmusik von Jonny Greenwood, die wirklich als das außergewöhnlichste Werk hervorsticht. Die Kombination von sehr stattlicher, traditioneller Musik mit Jazz-Einflüssen schafft eine kognitive Dissonanz wie Dianas Anwesenheit innerhalb der königlichen Familie. Die Musik hilft uns, Dianas emotionalen Zustand während des gesamten Films zu verstehen.

Spencer ist das eindringliche Porträt einer Frau, die am Rande des Zusammenbruchs steht und verzweifelt versucht, dem erdrückenden Druck der königlichen Familie zu entkommen. Es ist eine bewegende Hommage an Diana selbst, aber auch ein interessanter Kommentar zu dieser vornehmen, aber giftigen Welt nach Prinz Harrys und Meghans Ausscheiden aus dem königlichen Leben. Stewart gibt die beste Performance ihrer Karriere, aber sie ist nicht die einzige Attraktion; Spencer ist wirklich einer der besten Filme des Jahres.

Bewertung: 4.5/5